Fremd: Jeder ist ein Fremder - fast überall.
Fremd ist der Fremde nur in der Fremde. Aber wer ist der Fremde? Der Ursprung des Wortes hilft die Frage zu beantworten: Von fern, von weit ist die Grundbedeutung von fremd.
Das Stichwort der Woche heißt fremd. Wie in Fremdenverkehr oder Fremdenzimmer. Dass so ein Fremdenzimmer für den oder die Fremde oder auch für mehrere Fremde da ist, erklärt sich von selbst. Das Schild Fremdenzimmer an Gasthäusern oder am hübschen Privatwohnhaus signalisiert: Hier kann ich übernachten. Aber wer ist ich? Ich ist der Fremde.
In der Fremde
Das kann jeder und jede sein; vor allem in der Urlaubszeit. Aber wer ist der Fremde oder umgekehrt, was macht das Ich zum Fremden? Die Sprache, der Ursprung des Wortes, hilft die Frage zu beantworten: Von fern, von weit das ist die Grundbedeutung von fremd. Im Englischen from, das die selbe Wortwurzel wie unser fremd hat, ist diese Bedeutung noch ganz lebendig.
From Liverpool könnte beispielsweise der Fremde im Londoner Hotel auf die Frage antworten, woher er kommt. Der oder die Fremde ist also jemand, der aus einer anderen Gegend, einem anderen Land stammt und sich an einem von seiner Heimat mehr oder weniger weit entfernten Ort befindet. Weit entfernt von. Mit dieser Definition lässt sich im wörtlichen wie im bildhaften Sinne nahezu jedes mit fremd gebildete Wort erklären.
Raus aus der Anonymität
Aber zurück zur fremden Person from Liverpool im Londoner Hotel. Sie hat sich ins Fremdenbuch des Hotels eingetragen und ist nun aus der Anonymität herausgetreten und zum Hotelgast geworden. Nennen wir sie Janet Smith. Im Hotel vom Fremden zum Gast zu werden ist eine formale Angelegenheit. Im richtigen Leben sieht das anders aus und ist auch viel schwieriger.
Ein Blick in die Geschichte: In vorrömischer Zeit war der Fremde rechtlos. Er konnte straflos getötet oder verknechtet werden. So konnten Küstenbewohner Schiffbrüchige samt Schiff und zugehöriger Ladung ohne weiteres in Anspruch nehmen. Nur wenn sich jemand fand, der den oder die Fremden als Gast aufnahm und so zum Gastgeber wurde, trat der Fremde gewissermaßen unter den Rechtsschutz seines Gastgebers. Heute sind im Fremdenrecht Rechte und Freiheiten des Fremden im Rahmen der Menschenrechtskonvention festgelegt. Es ist ja nicht einfach irgendwo in der Fremde zu sein.
Vom Fremden zum Gast
Die gesprochene Sprache ist Fremdsprache. Fremde Länder, fremde Sprachen. Alles wirkt befremdlich oder es kann zumindest so wirken, wenn der Fremde ausschließlich auf Ablehnung trifft. Zum Glück ist dies ja nicht grundsätzlich so.
Nicht zuletzt der internationale Tourismus - aber vermeiden wir das Fremdwort und sagen Fremdenverkehr – hat dazu beigetragen, dass die Menschen unterschiedlicher Kulturen und Nationen sich kennen- und verstehen lernen. Bei allem Optimismus dürfen wir aber nicht so tun, als gäbe es sie nicht: Die Fremdenfeindlichkeit.
Fremdenfeindlichkeit
Das Fremdwort dafür heißt Xenophobie. Xenos heißt im Griechischen Fremder, aber auch interessanterweise Gastfreund. Phobos bedeutet Furcht. Es ist zu verstehen, dass sich Menschen vor anderen Menschen, die von weither kommen, von denen sie nichts wissen, deren Sprache sie nicht verstehen, die auch noch anders aussehen, fürchten können.
Nur: Den anderen geht es ganz genauso und wir reden jetzt nicht von Urlaubern. Sich fürchten und Angst haben ist schlimm. Für jeden. Man kann es dabei belassen oder diesem schlechten Gefühl etwas entgegensetzen.
Ein Lächeln
In jedem Sprachführer - ganz gleich für welche Fremdsprache findet sich unter den wichtigsten Redewendungen in der Fremdsprache diese: „Wie geht es ihnen?“ Die Antwort ist fast immer erst mal ein Lächeln.
Der Text wurde aus dieser Seite (Sprachbar, Deutsche Welle) entlehnt